Ein beliebtes Wort der Trainer ist das Wort Antizipation. Die Sportwissenschaft mein mit dem Wort Antizipation (Link Wiki) die mentale Vorwegnahme eines künftigen Bewegungsablaufs. Gemeint ist also, dass sich der Sportler bereits vor der Bewegung auf die Bewegung einstellt und diesen in den Gedanken durchgeht. Wichtig ist das zum Beispiel bei den Skispringern oder bei den Skiabfahrtrennen. Trainiert wird der Bewegungsablauf durch Mentaltraining.

Diese Form von Training ist bei allen Bewegungsabläufen wichtig, die eine perfekte Technik und ein perfektes Timing erfordern. Im Fußball kommen dazu typische Mannschaftsabläufe, wie die Standards. Für die klassischen Torwartaufgaben sind also mental trainierbare Abläufe

  • Flanken abfangen
  • Hechten
  • Aufschaufeln
  • Block stellen
  • Freistöße
  • Strafstöße
  • Ecken

Diese Techniken können tatsächlich durch mentales Training auch verbessert werden.

Das Wort Antizipation hat im Fußball jedoch eine andere Bedeutung. Im Fußball ist damit das Vorausahnen der kommenden Spielzüge gemeint. Ein Spieler spielt einen Ball an einen anderen Spieler. Antizipieren bedeute jetzt zu erkennen, wo man stehen muss, damit der Spieler einen anspielen kann, wenn er den Ball annimmt. Das ist aber nicht damit erledigt, dass man das weiß. Man muss jetzt erkennen, dass man auch dahin laufen  und den Ball fordern muss.

Hier einige Beispiel für Antizipation:

  • Ein häufiges Problem im Spiel ist, ist, dass ein Spieler angespielt wird und er erst dann entscheidet, wohin er spielen kann. In dieser Zeit kann der Spieler vom Gegner angelaufen werden oder die Passwege werden zugemacht. Die einfachste Form der Antizipation ist, bereits bevor man den Ball fordert, zu überlegen, was man machen kann. Wird man dann angespielt, muss man sich noch einmal versichern und entscheiden, was man tatsächlich macht. Wenn man dann an den Ball kommt, kann man mit einem Kontakt die richtige Aktion machen.
  • Ein Abwehrspieler ahnt, aufgrund seiner Erfahrung, irgendwelcher Anzeichen die er richtig interpretiert oder weil er es schnell genug erfasst voraus, dass der Ball in eine Schnittschnelle kommen wird. Er passt sein Stellungsspiel an und kann den Ball ganz einfach abfangen.
  • Der Torspieler ahnt den langen Ball hinter die Kette voraus, kommt aus seinem Tor raus und läuft den Ball so ab, dass er das Spiel kontrolliert aufbauen kann.
  • Der Torspieler erkennt den diagonalen Ball frühzeitig, weist seinen Spieler darauf hin, so das dieser ihn ohne Probleme abfangen kann.
  • Eine einfache Seitenverlagerung, die der Torspieler mit „Schieben nach links“ ankündigen kann und auch als erster durch führt, ist auch eine Form der Antizipation.

Man erkennt, dass Antizipation eine wichtige Fähigkeit ist, die dir viele Vorteile bringt und eventuell Spielentscheidend sein kann.

Antizipation ist also das erkennen der nächsten Spielzüge, das Erkennen der eigenen notwendigen Laufwege bzw. nächsten Aktionen und das Erkennen, dass man diese Laufwege bzw. Aktionen auch tatsächlich machen muss.

Die Frage ist jetzt aber, wie kann man diese Fähigkeit trainieren?

Dazu gibt es keine direkten Übungen. Man erlernt das Antizipieren am besten durch das Spielen beziehungsweise durch das richtige oder falsche Entscheiden bei Spielen. Bei Testspielen oder im Training geht es um nichts. Hier kann man zum Beispiel extrem die Betonung auf das Antizipieren legen. Allerdings am Anfang noch nicht in wichtigen Situationen sondern nur bei eventuellen Stellungsspiel, wenn man nicht direkt in Ball Nähe ist (was als Torspieler ganz schön oft der Fall ist).

Ebenfalls ist es wichtig sich bewusst zu machen, dass es ein Unterschied zwischen Antizipieren und Spekulieren gibt. Antizipieren ist immer noch passiv. Man rechnet mit einer Aktion, passt eventuell seine Handlung an, aber reagiert erst, wenn die Aktion kommt. Diese Reaktion kann dann aber schneller ablaufen, da man ja mit der Aktion gerechnet hat.

Spekulieren bedeutet bewusst aktiv handeln. Zum Beispiel wenn zwei Gegner frei sind und man bewusst einen zuläuft weil man denkt er spielt da hin. Hier handelt man ohne Anzeichen auf die Aktion des Gegners. Man muss selbst entscheiden, wie beim 11 Meter.

Neben dem praktischen Spiel gibt es auch noch theoretische Übungen. Zum Beispiel kann man mit Fifa seine Antizipationsfähigkeit trainieren indem man zu Beispiel laut ansagt, was man denkt, was im nächsten Spielzug passiert. Die nächste Stufe wäre dann, den Spielern die Anweisungen zu geben.

Oder man malt sich ein Spielfeld auf und überlegt sich Spielsituationen. Dann zeigt man alle möglichen Optionen, die der Gegner hat. Das hilft ebenfalls um besser antizipieren zu können, da man die Optionen des Gegners kennt und sich entsprechend drauf vorbereiten kann. Das geht auch mit Youtube, indem man sich Spiele anschaut und in den Situationen das Spiel anhält und analysiert.

 

Es gibt dazu auch weiterführende Literatur. Ich habe mir zum Beispiel die Dissertation „Antizipation von Fußballtorhütern – Untersuchung zur Konzeption einer kognitiven Leistungsdiagnostik im Kontext der sportwissenschaftlichen Talentforschung“ vom Florian Schultz angesehen.

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