Diese Frage ist eine Frage der Philosophie des Verbands, des Trainers, des Keepers und des Zuschauers.

Der wfv sagt Torspieler während der DFB den Begriff Torwart benutzt.

Aber was bedeuten die Begriffe Torspieler bzw. Torwart?

Die Bezeichnung Torspieler ist die Zusammensetzung aus Tor-(wart) und (Feld)-spieler. Der Begriff resultiert aus der Philosophie des ballorientierten Angriffspiels. Da die Mannschaft für die Umsetzung dieser Spielform sehr offensiv spielt, muss der „Keeper“ sehr hoch stehen und wird für die Spielverlagerung immer benötigt. Er muss andribbeln, Dynamik ins Spiel bringen und das Spiel aufbauen. Seine Hauptaufgaben sind bei dieser Philosophie die Aufgaben die Feld-Spielers.

Der Torspieler ist bei der Philosophie des ballorientierten Angriffsspiels auch nicht auf die Rolle des Liberos festgelegt. Er ist ein Feldspieler, der auch vor der hinteren Kette spielen kann. In der abgeschwächteren Umsetzung der Philosophie wird er aber de facto zum Libero. Das entspricht etwa der Philosophie der deutschen Nationalmannschaft unter Joachim Löw als Trainer.

Der Torwart steht im Tor und verteidigt es. Für defensiv spielende Mannschaften benötigt man keinen Torspieler. Bei einer rein defensiv aufgestellten Mannschaft braucht man einen echten Torwart. Natürlich können auch Torspieler die Aufgabe übenehmen. Sie werden aber damit zum Torwart.

In der Praxis werden jetzt diese Philosophien nicht in ihrer Reinform umgesetzt. Es gibt praktisch keine Spielweise, die wirklich nur einen Torspieler oder nur einen Torwart benötigt.

Welchen Einfluß hat der Trainer auf die Spielweise im Tor?

Der Trainer hat einen großen Einfluss auf die Spielweise als Torspieler oder Torwart. Lässt er defensiven Fußball spielen, nach dem Motto: „hoch und weit bringt Sicherheit“, zwingt er den Tormann bzw. die Torfrau in eine Rolle des Torwarts, da dieser die Rolle des Liberos nicht mehr einnehmen kann. Dafür verantwortlich ist die tief stehende Abwehrkette und der nicht vorhandene Spielaufbau. Beispiele für diesen Spielertypen sind Oliver Kahn und René Adler.

Oft hört man im Amateurbereich dann solche Sätze, wie „ich möchte einen mitspielenden Torwart“. Das geht bei einer stark defensiv ausgerichteten Philosophie nicht. Der Rückpass ist dann gerade bei einer nicht passsicheren Verteidigung keine Option. Für diese Philosophie wird kein Mitspielen benötigt, weil Mitspielen nicht möglich ist. Für den Kinderfussball lehne ich defensive Taktiken vollkommen ab.

Lässt der Trainer dagegen einen offensiven Fußball spielen, ist der Tormann bzw. die Torfrau gezwungen mindestens die Rolle des Liberos einzunehmen. Er muss durch die offensiv stehende Kette hinten Bälle ablaufen und verarbeiten oder das Spiel von hinten aufbauen. Beispiele für diesen Typen sind Jens Lehmann, Bernd Leno und ter Stegen.

Im Kinderfussball, wo es nun einmal nicht ums Ergebnis geht, müssen die Torspieler ermutigt werden, tatsächlich auch als Anspielstation heraus zu kommen, das Spiel aufzubauen und Bälle weit vorne zu klären. Viele Trainer, die meinen „ich möchte einen mitspielenden Torwart“, haben selbst nicht den Mut, mit einem echten Torspieler zu spielen. Das macht es den Kindern im Tor nicht leichter.

Im Vergleich der beiden Torhütertypen kann man sagen, dass der Torspieler einen deutlich größeren Aufgabenbereich hat als der Torwart. Somit ist das Spiel für den Torspieler komplexer, wodurch die Fehlerwahrscheinlichkeit zunimmt. Ein guter Torspieler wird also mehr Gegentore kassieren. Allerdings wird eine Mannschaft mit einem guten Torspieler auch deutlich mehr Tore schießen, da die Mannschaft immer mit Überzahl in den Angriff geht.

Torwart oder Torspieler?

Beide Spielertypen haben ihre Vor- und Nachteile.
Während dem Torwart vermeintlich keine Fehler im Spielaufbau passieren können, besteht die Möglichkeit beim Torspieler durch einen Fehler im Spielaufbau ein Gegentor zu kassieren.

Allerdings kann der Torspieler im Spielaufbau eine offensive Überzahlsituation erzeugen. Durch die defensive Spielweise bleibt das dem Torwart verwehrt.

Ebenfalls kann der Torspieler viele Gegentore durch abgelaufene Bälle verhindern. Das kann der Torwart, der nie seinen Strafraum verlässt, nicht.

Ein Torspieler kann auch als Torwart spielen. Ein echter Torwart kann nicht als Torspieler eingesetzt werden. Der Torspieler ist also flexibler.

Insgesamt kann man sagen, dass der Torspieler mehr Vorteile als Nachteile vorzuweisen hat. Das beweist auch die Bundesliga, in der es immer mehr Torspieler gibt. Das Verständnis für die Begriffe ist allerdings leider noch nicht bis zu den Kommentatoren im Fernsehen vorgedrungen.




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