Ecken sind feste Bestandteile des Fußballs. Es gibt tausend Varianten wie man eine Ecke ausführen kann. Kurz, Lang, in den Rückraum, Hoch, Flach, auf den ersten oder zweiten Pfosten.

Jede Variante hat ein Ziel: Ein Tor erzielen.

Für den Torwart ist die Ecke oft eine unbequeme Situation, da sehr viele Spieler im Strafraum stehen und meistens einlaufen. Der Ball, der mit viel Gefühl in den 16er geschlagen wird, wird unglaublich schnell, wenn der Gegner gut an den Ball kommt. Meist ist es einfach nur Glück wenn der Torwart den Ball dann noch hält.

Was kann der Torwart also machen? Er muss probieren die Flanke zu unterbinden. Das heißt, er fängt die Flanke ab. Da der Keeper seine Hände benutzen darf, hat er bei ausgestreckten Händen einen zusätzlichen Größenvorteil. Wenn also ein gegnerischer Spieler reinläuft, springt und das Leder mit dem Kopf ins Tor befördern will, kann der Keeper ohne Gefahr vor diesem Spieler rauslaufen und den Ball abfangen. Im optimal Fall kann er direkt danach sogar einen Gegenangriff einleiten.

In der Bundesliga gibt es pro Spiel im Schnitt circa 10,25 Ecken. Davon gehen aber nur 1,27 Prozent ins Tor. Wenn man das hoch rechnet, fällt in der Bundesliga mit 9 Spielen ein Tor im Mittel durch eine Ecke. Das deckt sich ungefähr mit meinen Erfahrungen. Zwischen 2000 und 2010 vielen durchschnittlich 2,85 Tore pro Spiel. Das macht im Mittel pro Spieltag 25,65 Tore. Von diesen abgerundet 25 Toren fällt also zwei bis drei durch eine Ecke. Das ist eine ziemlich mickrige Ausbeute dafür, dass es pro Spieltag ungefähr 92 Ecken gegeben werden. Es besteht also für die ausführende Mannschaft nur eine sehr geringe Chance aus einer Ecke ein Tor zu machen.

Macht es als Mannschaftstrainer Sinn Ecken zu trainieren?

Ich sage ja, denn durch das Training kann man seine Torquote pro Ecke deutlich erhöhen. Es kann also auf jeden Fall zur Waffe werden. So wie alle anderen Standards auch. Ich denke aber, dass Freistöße oder Ecken nicht Teil eines vollwertigen Hauptteils in einem Training sein dürfen. Dazu gibt es zu viele andere Sachen, die wichtiger und auch torgefährlicher sind als eine Ecke. Standards im Hauptteil kann man im Regenerationstraining machen.

Wie verhält sich der Keeper bei einer Ecke oder anderen Standards?

Wenn man etwas sich unsicher ist und den Ball nur in einer geringen Höhe abfangen kann, sollte man ungefähr bei 2/3 vom Tor stehen. Das heißt der zweite Pfosten ist näher als der erste. Den Ball auf den ersten Pfosten kann man viel leichter abfangen als auf den zweiten. Man hat da weniger Probleme auch wenn man ein, zwei Meter weiter laufen muss. Das sieht anders aus, wenn der Ball auf den zweiten Pfosten kommt. Hier muss man aufdrehen. Dazu braucht man mehr Zeit, weshalb man den kürzeren Weg wählt. Wenn man den Ball weiter oben abfangen kann, kann man den Ball auf den zweiten Pfosten höher abfangen als mit ein paar Zentimetern weniger. Das bedeutet, dass man weniger weit nach hinten laufen, muss um den Ball abzufangen.

Bei einem Freistoß aus dem Halbfeld ist es wichtig, die Verteidigungslinie so hoch wie möglich zu platzieren. Das hat den Grund, das der Ball bzw. der Abschluss auf das Tor mit der Abseitslinie korreliert. Wenn die Verteidigungslinie weit weg vom Tor ist, ist auch der Weg für die Angreifer zum Tor weit. Der, der den Ball reinschlägt muss das berücksichtigen und den Ball weiter weg vom Tor schlagen. So kann der Abschluss auch nur von weiter weg erfolgen. Wenn der Torwart jetzt auch offensiv steht, kann er Bälle die zu weit kommen abfangen. Die Chance auf einen Treffer sinken also für die angreifende Mannschaft.

Wie verhält sich der Keeper bei Varianten?

Durch kreative Varianten fallen die schönsten Tore für den Zuschauer. Für den Torwart sind diese meist nur schwer zu verhindern. Wenn flach kurz rausgespielt wird, kann man die Abseitsregel ausnutzen um ein Gegentor zu verhindern. Es gilt: Sobald eine flache Variante erkannt wird, muss das Kommando RAUS kommen. Die Verteidigung wird soweit wie möglich rausgeschoben, um die Abseitslinie vom Tor wegzuschieben. Bei einer Ecke heißt das bis auf Ballhöhe, da der Angreifer hinter dem Ball nicht im Abseits stehen kann. Bei einem Freistoß aus dem Halbfeld sieht das oft anders aus. Hier kann die Verteidigung in ein Pressing gegen den Ball verwandelt werden, was oft eine verwirrende Wirkung auf den Gegner hat.

Beim Freistoß ist es wichtig, das die Mauer nicht springt. Das hat zwei Gründe. Erstens sieht der Keeper von Hinten den Ball durch das springen nicht und die wichtige Abdeckung für den flachen Ball wird ausgehebelt. Ein Ball ins obere Eck ist leichter zu halten, als ins untere Eck. (Oben hat man mehr Zeit und die Technik ist einfacher.)

Der zweite Grund ist, wenn wenn die Mauer springt, ist sie für einen kurzen Zeitraum aus dem Spiel. Genau darauf zielen Freistoß-Varianten ab. Kurze Überzahl plus überfallartigen Angriffsfußball gleich Gegentor. Lieber sollte die Mauer probieren den Abstand zum Schützen zu verringern. Wenn sich die Mauer überhaupt beim Freistoß bewegt, dann indem nach dem Schuß auf den Schützen zugelaufen wird.

Bei einem indirekten Freistoß macht es Sinn die Mannschaft in drei Teile zu teilen:
Der erste Teil hat die Aufgabe den Ball zu Blocken. Der zweite Teil hat die Aufgabe zu decken und der dritte Teil, die Distanz 9,15 beim ersten Kontakt zu überbrücken. Je nach dem wie nah der Freistoß zum Tor ist, verschieben sich auch die jeweiligen Anteile.

Ein besonders guter Tipp von mir:

In der Bundesliga kommt es oft vor, dass Keeper bei einem direkten Freistoß aus kurzer Distanz auf dem falschen Fuß erwischt werden. Das heißt, die Torhüter sehen den Ball erst sehr spät und spekulieren dann in eine Ecke. Wenn der Keeper den Ball nicht sieht, warum hilft ihm kein anderer Spieler und ruft abgesprochene Kommandos. Zum Beispiel ist das Torwarteck 1 und das entfernte Eck 2. Die meisten Mitspieler haben die meiste Zeit freie Sicht auf den Ball. Sie sehen also auch ungefähr in welche Ecke der Ball kommt. Wenn sie dem Keeper helfen indem sie das Kommando rufen kann der sich vororientieren. Das würde die Torgefahr eines Freistoß aus guter Position rapide senken. Tore aus 20-25 Metern fallen eher selten. 80 % im Strafraum. Wenn der Schütze schießt hat der Keeper nicht nur eine Mauer, die einen großen Teil des Tores verdeckt sondern auch die Information in welche Ecke der Ball kommen wird und das macht einiges einfacher.

Insgesamt muss man auf alles vorberietet sein und muss auf alles die richtige Lösung haben. Das ist im Wesentlichen Erfahrung. Wenn man das mit einer ausgeprägten Aufmerksamkeit paart, kann entspannt auf eine Variante warten.

Wie geht das Spiel weiter?

Wenn die Variante erfolgreich ausgeführt wurde, endet sie meist in einem Torschuss. Das bedeutet, es würde Ecke, Abstoß, Anstoß, Einwurf geben. Wenn der Torwart hält, kann es auch ein Gewusel im Strafraum geben oder, wenn er den Ball sicher hat, eine kontrollierte Spieleröffnung. Wenn die Variante unterbrochen wurde ist der Gegner meist überrascht. Man kann also den Ball erobern und ein Tor schießen. Klar gibt es unendlich viele Variationen, wie das Spiel weitergehen könnte. Diese Aufzählung soll nur die ungefähre Richtung verdeutlichen.

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