Über Marc Ziegler

Marc Ziegler ist ehemaliger Fußballprofi und spielte beim VfB Stuttgart, BVB, Hannover und Innsbruck. Außerdem schaffte er es in die deutsche U21 Nationalmannschaft. Marc stand im Finale des Europapokal der Pokalsieger, ist deutscher Pokalsieger und zweifacher österreichischer Meister. Im Jahr 2013 beendete er seine aktive Kariere und wendete sich der Nachwuchsförderung zu. Heute ist Marc der zuständige Torwartkoordinator beim DFB.

Marc gehört in meiner persönlichen Fußballer-Karriere neben Jens Lehmann und Walter Eschenbächer, zu den wichtigsten Personen. Er ist Derjenige, der dafür gesorgt hat, dass ich in einer meiner großen Frustphase die Torwarthandschuhe nicht an den Nagel gehängt habe und somit heute noch aktiv spiele.

Bild Marc Ziegler (DFB-Torwartkoordinator und "Chef-Ausbilder" für die Nachwuchstorhüter) und TorspielerTheo im Gespräch

Marc Ziegler (DFB-Torwartkoordinator und „Chef-Ausbilder“ für die Nachwuchstorhüter) und TorspielerTheo im Gespräch

Interview

Theo: Du kümmerst dich gerade um die Torspielerausbildung und deren Weiterentwicklung. Wie machst du das?

Marc: Wir haben verschiedene Bausteine. Zum einen veranstalten wir die Torwart-Camps, die wir mit unseren U-Nationaltorhütern absolvieren. Darüber hinaus nutzen wir die Lehrgänge und Länderspiel-Phasen, um unsere Torhüter weiterzuentwickeln. Außerdem hat jede Nationalmannschaft einen eigenen Torwarttrainer, der die Jungs nochmals speziell coachen kann.

Theo: Wo siehst du die Unterschiede in der Torspielerausbildung zwischen Nachwuchsleistungszentrum und Amateurverein?

Marc: Prinzipiell sage ich lieber Torwartausbildung (schmunzelt). Die Frage nach den Unterschieden ist natürlich sehr komplex: In den Nachwuchsleistungszentren sind die Voraussetzungen und Bedingungen schlichtweg professioneller, auch die personellen Ressourcen sind größer. Da ein Nachwuchsleistungszentrum meist viele sehr talentierte Spieler zusammenbringt, ist ein höheres Trainingsniveau zu erwarten. Aber in puncto Leidenschaft, Hingabe und Motivation unterscheiden sich die beiden Bereiche kaum. Beim DFB versuchen wir derzeit an der Qualifikation der Trainer an der Basis zu arbeiten. Die Amateurtrainer sollen sich weiterbilden können und somit das nächste Level erklimmen.

Theo: Das ist genau die nächste Frage. Was tut der DFB, um Trainer in den unteren Ligen zu unterstützen?

Marc: Wir bieten eine mehrstufige, professionelle Ausbildung an: Basis-Kurs, Leistungskurs und anschließend sogar den UEFA-Torwarttrainer-Kurs. Dort kann sich jeder melden und weiterbilden, der die erforderlichen Zugangsvoraussetzungen erfüllt. Zusätzlich sind wir in der DFB-Talentförderung unterwegs, in der wir auch Fortbildungsprogramme starten. Dort versuchen wir, die Nachwuchsspieler und die Trainerkollegen zu unterstützen.

Theo: Viele Hobbytrainer wissen nicht, was sie mit ihren Torspielern machen beziehungsweise wie sie mit ihnen trainieren sollen. Gibt es da Methoden oder Übungen, wie man sie in das Mannschaftstraining einbinden kann?

Marc: Na klar, da gibt es reihenweise Übungen und Methoden. Das würde aber den Rahmen des Interviews sprengen (lacht). Grundsätzlich empfehle ich, die Angebote der Trainerausbildung und Weiterbildung wahrzunehmen und sich auch über entsprechende Fachliteratur einen Übungskanon zusammenzustellen. Eine ‚Werkzeugkiste‘ ist ganz wichtig, um als Torwarttrainer ein breites Repertoire zu haben. Außerdem kann man jederzeit auf die Torwarttrainer-Experten zugehen, seine Fragen stellen oder sich vielleicht auch mal ein Torwarttraining an einem Nachwuchsleistungszentrum anschauen, wenn man den Kontakt zum jeweiligen Verein freundlich sucht. Gerne können die interessierten Trainer auch unsere DFB-Torwart-Camps besuchen, um sich Anregungen für die eigenen Trainingseinheiten zu holen.

Theo: Du warst selber jahrelang Profi in der Bundesliga. Kannst Du mal deutlich machen, warum eine entsprechende schulische Laufbahn für einen Jungen, mit dem Ziel Profi zu werden, so wichtig ist?

Marc: Aus eigener Erfahrung weiß ich: Schule ist wichtig! Das bringen wir beim DFB den U-Nationalspielern immer wieder bei und nehmen zu jedem Lehrgang auch zwei Lehrer mit, damit den Jungs keinen Schulstoff verpassen. Außerdem lassen sich Schule und Sport heutzutage echt gut verbinden. Als junger Spieler weist du nicht, wie sich deine Laufbahn entwickelt und ob du wirklich genug Geld mit dem Fußball verdienen wirst. Wenn das nicht klappt, solltest du natürlich eine gute Ausbildung haben. Neben all dem Wissenserwerb lernst du in der Schule auch Kompetenzen, die ein ganzes Leben lang wichtig sind, und du pflegst Kontakte und Freundschaften außerhalb des Fußballs. Ich bin mittlerweile selbst Vater von vier Kindern und lege somit auch aus dieser Perspektive viel Wert auf eine gute schulische Ausbildung.

Theo: Was sind die Kerneigenschaften eines Profis?

Marc: Da gibt es sehr, sehr viele. Disziplin, Fleiß, Offenheit für Neues, Ehrgeiz, Wille – das sind ganz wichtige Eigenschaften, wenn du es packen willst. Außerdem – und das haben wir im diesjährigen Torwart-Camp sehr betont – ist auch der Mut entscheidend: Als Torwart musst du mutig sein in deinen Aktionen, deine Entscheidungen mit Überzeugung treffen und nach einem Fehler schnell wieder nach vorne schauen. Im Idealfall treffen unsere heutigen U-Torhüter später vor 60.000 oder 80.000 Zuschauern ihre Entscheidungen. Da ist natürlich auch eine ordentliche Portion Druck dabei. Deswegen gehören genauso Spaß und Leidenschaft dazu – wenn du das, was du machst, mit Freude tust, wirst du auch besonders gut darin werden.

Theo: Was mich selber sehr interessiert: Wie sieht der Torspieler der Zukunft aus? Was denkst du darüber?

Marc: Beim DFB haben wir in gewisser Weise Manuel Neuer für uns als Leitfigur des modernen Torwartspiels auserkoren. Wir haben klare Prinzipien, nach denen wir die jungen Torhüter ausbilden. Der moderne Torhüter ist der erste Offensivspieler: Er fängt den Ball ab und leitet direkt den Gegenangriff ein. Er muss daher richtig gut Fußball spielen können. Der Torhüter der Zukunft muss natürlich weiterhin auch die Bälle halten. Das ist seine Kernaufgabe. In dieser muss er einfach unfassbar gut sein. Zudem sind – auch bedingt durch die hohe Aufmerksamkeit von Medien, Zuschauern und Fans – eine gute Widerstandsfähigkeit und ein stabiles Selbstbewusstsein von Vorteil. Wir haben in Deutschland viele gute Torhüter, die diese Fähigkeiten besitzen, aber genau darauf dürfen wir uns nicht ausruhen. Wir wollen immer wieder neue Top-Talente hervorbringen.

Theo: Es ist nunmehr das vierte Torwart-Camp. Denkst du, dass es der richtige Weg ist, die Torspieler-Ausbildung hier zu entwickeln und wie habt ihr euch schon entwickelt?

Marc: Das Elite-Camp ist ein sehr wichtiges Modul für unsere U-Torhüter. Die Jungs bringen eine super Mischung aus Konzentration und Lockerheit mit, die Atmosphäre ist klasse. Man spürt richtig, wie sehr sie sich weiterentwickeln wollen. Wir bilden die Keeper im technischen, taktischen, kognitiven und persönlichen Bereich weiter. Zudem arbeiten wir verstärkt mit Videoanalyse: Es wird jede Einheit aufgezeichnet, damit wir anschließend mit den Jungs ihre Entwicklungspotenziale herausarbeiten können und sie sich auch selbst in Aktion reflektieren können.

Bild An den zentralen Stellen sind Gerüste mit den Kameras zur Trainingsanalyse des Torwarttrainings

An den zentralen Stellen sind Gerüste mit den Kameras zur Trainingsanalyse des Torwarttrainings

Theo: Danke für das Interview Marc.

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