Die Trainingseinheit ist elementarer Baustein im Trainingsplan des Trainers für den Athleten. In der Einheit kann der Trainer mit dem Sportler oder den Sportlern daran arbeiten, gewisse Ziele zu erreichen. Im Fußball wird das aber noch viel zu wenig genutzt um den Einzelnen zu fördern. Es wird oft viel zu sehr darauf geachtet, dass die Mannschaft funktioniert. Jeder einzelne Spieler wird als ein Mitglied der Mannschaft betrachtet und bekommt seine Rolle in der Mannschaft und seine Aufgaben auf dem Platz. Das ist natürlich gut so und alle 11 Spieler sollen Freunde sein bzw. mannschaftsdienlich spielen.

Eigene Stärken der Spieler werden da oft außen vor gelassen oder stark eingegrenzt. Wenn ein Spieler zum Beispiel über ein sehr starkes 1gegen1-Durchsetzungsvermögen verfügt, warum sollte man das dann nicht fördern und fordern? Das Ganze ist im Mannschaftstraining schwerer umzusetzen als im Torspielertraining. Das liegt daran, dass man Trainingsschwerpunkte braucht um fokussiert trainieren zu können. Als einziger Trainer kann man aber nicht 11 verschiedene Übungen für 11 Spieler beaufsichtigen. Der Trainer und der Verein benötigen also die nötigen Mittel.

Als Torspielertrainer ist das bedeutend einfacher. Es gibt viel weniger Spieler, auf die eingegangen werden muss. Also gibt es auch weniger Trainingsschwerpunkte, die man ins Training einbauen muss. Das würde bedeuten, dass es viel mehr individuell spielende Torspieler in den Top-Ligen geben müsste. Individualität sieht man aber wenig. Viel mehr sieht man den Cut zwischen den Generationen.

Wie kann man jetzt aber das Training für den Torspieler so gestalten, dass auf die einzelnen Stärken eingegangen wird, die den Spielstil prägen?

Zuerst muss man diese Stärken erkennen und rausfiltern. Das kann der Trainer im 4-Augengespräch mit dem Torspieler ganz einfach herausfinden. Was ist deine größte Stärke? Was fällt dir am leichtesten? Was ist die Komponente, die dein Spiel am meisten prägt? Was würde dir am meisten weh tun, wenn man es dir im Spiel verbietet? Das sind Fragen, die in so einem Gespräch fallen können. Antworten können ganz allgemein Athletik oder Torverteidigung sein. Es geht aber auch spezifischer wie zum Beispiel meine Fußabwehr oder meine seitlichen Abschläge.

Wenn der Torwarttrainer diese Stärken rausgefiltert hat, kann man im Training darauf eingehen. Ich mach das so, dass ich in das Training rein gehe und 2 bis 3 Übungen vor dem Training entwickle. Wenn ich bei der Durchführung der Übungen merke hier und da tauchen noch verstärkte Schwächen auf variiere ich die Übungen so, dass ich darauf eingehen kann und diese Schwäche verbessern kann. Andersherum gilt das natürlich auch: Wenn ich eine Stärke finde, wird darauf natürlich auch eingegangen.

Das bedeutet, dass ich keinen festen Rahmen habe und so flexibel bin. So kann ich zu jeder Zeit auf meinen Sportler eingehen und ihn individuell unterstützen. Die Aufgabe des Trainers bezogen auf den Spieler ist meiner Meinung nach die Hinführung, Begleitung und Unterstützung zum eigenen Spielstil. Das gilt für jeden Feldspieler, aber auch für jeden Tormann. Man kann diesen Grundsatz aber auch auf die ganze Mannschaft übertragen: Der Trainier versucht die einzelnen Spieler zu einer Einheit zu vereinen und ihnen genau so viel Freiheit zu geben, dass jeder seinen Spielstil mannschaftsdienlich und erfolgsorientiert ausleben kann.

Aber warum ist Individualismus so wichtig im Fußball?

Das Problem von einheitlichen Systemen und Gleichheit ist, dass sie berechenbar sind. Bei guter Spielanalyse kann man ohne Probleme erkennen wie sich jeder Spieler verhält und verhalten wird. Das ist natürlich schlecht, denn die Spielweise ist nicht unbesiegbar und irgendwann findet ein Trainer die taktische Schwachstelle um gegen diese Mannschaft zu spielen und am Ende gewinnt jeder gegen diese Mannschaft. Dies konnten wir in der WM in Russland sehr gut beobachten.

Wenn man aber variabel aufgestellt ist und unterschiedliche Spielertypen im Team hat, ist man nicht oder weniger berechenbar. Man kann das Spielsystem auf seine Spieler anpassen und trotzdem variieren. Damit weiß der Gegner nie genau was auf ihn zukommt. Der einzelne Spieler unterscheidet sich von dem anderen, so dass es kein festes Muster gibt. Im Spiel folgen dann unerwartete Aktionen, die keiner kommen sehen hat. Das führt zur Torgefährlichkeit und taktischer Unordnung beim Gegner.

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