Jeder kennt sie: FIFA oder PES. Nach meiner Erfahrung spielen 80 % der aktiven Fußballer auch eines dieser beiden Spiele. Das ist auch verständlich. Mit solchen Spiele bekommt man das Gefühl entweder für eine Mannschaft oder nur für einen Spieler verantwortlich zu sein, welche sich mitten auf der großen Fußball-Bühne beweisen müssen. Sich mit Freunden unter Profibedingungen beziehungsweise Profi-Atmosphäre zu messen, welche Freizeit Beschäftigung soll da noch besser sein?

FIFA und PES wird es also nie an einer begeisterten Zielgruppe fehlen. Dennoch gibt es Personengruppen, die lieber nicht intensiv solche Spiele spielen sollten. FIFA oder PES schaden nämlich dem Spielverständnis mancher Fußballer.

Dass vom Zocken vor einem 2-D Bildschirm, das 3-D-Sehen unterfordert und somit langfristig abgebaut wird, ist nur einer von vielen Gründen.

Viel schwerer wiegt für mich der Unterschied in der jeweiligen Spiellogik. Bei FIFA und PES lässt sich jeweils nur ein Spieler auf einmal steuern beziehungsweise mehrere einzelne Spieler nacheinander spielen. Das bedeutet nur ein Spieler ist pro Mannschaft aktiv. In einem richtigen Fußballspiel, sollten deutlich mehr Spieler pro Mannschaft aktiv sein. Das gilt natürlich für die Offensive und Defensive. Diese Spielmechanik führt dazu, dass Spielzüge und Taktiken funktionieren die in einem echten Fußballspiel nicht aufgehen würden, weil immer mehrere Spieler verteidigen oder angreifen.

Dazu kommt noch, dass das Spielen von FIFA oder PES wettkampfnahe Bedingungen aufweist. Das bedeutet, dass sowohl der Adrenalinspiegel sowie die Emotionalität ähnlich ist wie in einem echten Spiel. FIFA und PES kann man also als wettkampfnahes Taktiktraining verstehen, was das Spiel zu einer echten Gefahr für Trainer macht. In einem solchen Taktiktraining werden Abläufe unbewusst verinnerlicht, die dann natürlich auch in einem echten Spiel abgerufen werden. Diese Abläufe können aber teilweise nicht funktionieren, weil 11 Spieler aktiv spielen und nicht, wie in Fifa oder PES, nur ein Spieler aktiv gesteuert wird und die anderen Spieler von einer künstlichen Intelligenz gesteuert werden.

Auch die technischen Abläufe in FIFA und PES sind nahezu perfekt. Das bedeutet, dass extrem komplizierte Bewegungsabläufe oder Techniken scheinbar problemlos funktionieren. Dies ist auch bei Top-Spielern selten zu beobachten. Wenn der Spieler dann in einem echten Spiel steckt, und eben so wie vorhin noch in FIFA zu einem Fallrückzieher oder zu einem 80 m Diagonalball ansetzt, geht es in den unteren Spielklassen auch mal in die Hose. Das Spiel wird also unnötig kompliziert gemacht und einfache Optionen werden übersehen, weil das in FIFA eine zu langweilige Lösung ist. In der Praxis sind aber die einfachen Lösungen oft die effektiveren und die sicheren Lösungen. 

Trotzdem muss gesagt werden, dass vor allem in jungen Jahren FIFA und PES einen Mehrwert für die Kinder hat. Zum einen hat man ein ideales technisches Vorbild und man lernt Abläufe kennen die im Fußball essenziell sind, wie zum Beispiel der Doppelpass, die Flanke, der 90° Ball usw.

Leider muss man sagen, dass das Torspieler-Bild in Fifa oder Pes nicht der Realität entspricht und vor allem technisch und taktisch extrem fehleranfällig ist. Wenn ein Torspieler in einer Profiliga so spielen würde, wie in Fifa oder PES, dann würde er nicht mehr lange dort spielen. Klar ist aber auch, welche Schwierigkeiten dahinter stecken, die technischen und taktischen Abläufe sehr gut in einem Simulationsspiel abzubilden.

Insgesamt kann man also sagen, dass FIFA und PES zwar Riesenspaß machen, allerdings auch mit Nachteilen verbunden sind, die einem den Weg zum Profi-Fußball verbauen können.

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